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Sunday, March 5, 2023

„Wo Long: Fallen Dynasty“ angespielt: Team Ninja schleicht sich an FromSoftware an - Caschys Blog

Am Freitag ist für PC und Konsolen das neue Spiel „Wo Long: Fallen Dynasty“ erschienen. Ich habe mir den Titel bereits vor Veröffentlichung an der PlayStation 5 anschauen können. Dabei kann ich festhalten: Solltet ihr auf Soulslike-Spiele wie „Sekiro: Shadows Die Twice“, „Elden Ring“ oder eben „Dark Souls“ stehen, dann seid ihr hier absolut an der richtigen Adresse.

Umgekehrt gilt für das neue Spiel von Team Ninja („Nioh“) aber auch: Könnt ihr mit derlei Titeln wenig anfangen, dann dürfte euch vermutlich auch „Wo Long: Fallen Dynasty“ nicht bekehren. Obwohl es einen großen Unterschied gibt: Der Schwierigkeitsgrad ist bei diesem Dark-Fantasy-Action-RPG weitaus gnädiger als bei den Pendants von FromSoftware. Ein Kinderspiel ist das Game aber dennoch nicht gerade.

„Wo Long: Fallen Dynasty“ nimmt sich als Szenario China zur Zeit der drei Königreiche her und garniert das Ganze mit Dark-Fantasy-Elementen. Allerdings ist die Geschichte hier eher Beiwerk, so wie man das eben auch von den Titeln von FromSoftware kennt. Man wird ziemlich hineingeworfen und gestaltet das Aussehen seines namenlosen Soldaten, der gegen einen schwarz gekleideten Daoisten und seine Heere und Dämonen ins Feld zieht. Um den dunklen Zauberer zu bezwingen, braucht es nun Allianzen mit anderen Helden und magischen Kreaturen.

Dabei trifft man auch auf allerlei historische Figuren aus der chinesischen Geschichte, welche den meisten Spielern in Deutschland aber wohl nichts sagen dürften. So wie der Hauptcharakter, der komplett farblos bleibt. Geschichte und Charaktere sind hier also nur klischeebehaftetes Beiwerk. Ähnlich wie bei „Elden Ring“ und Co. passt jedoch die düstere Atmosphäre, auch wenn mir das triste Art-Design oftmals etwas zu generisch vorkommt. Zumal die Szenarien oftmals derart dunkel sind, dass ich meine üblichen Helligkeitseinstellungen erstmals aufbohren musste.

Herzstück von „Wo Long: Fallen Dynasty“ sind die taktischen Kämpfe. Die spielen sich ähnlich „langsam“ wie etwa bei „Elden Ring“. Eine große Rolle spielt also das Parieren, Reflektieren und Angreifen in exakt dem richtigen Augenblick, um eine Lücke in der gegnerischen Verteidigung auszunutzen. Mit Button-Mashing oder der allseits beliebten Routine aus Ausweichen und Angreifen kommt man also nicht gerade weit.

Das gilt doppelt bei Endgegnern: Hier müsst ihr alle Angriffsmuster aus dem Effeff beherrschen oder zwei, drei Attacken eures Gegenübers schicken euch anfangs über den Jordan. Generell hat hier auch eure Moral-Stärke Auswirkungen: Die erhöht sich einerseits, wenn ihr Gegner tötet und andererseits, wenn ihr Checkpoints in einem Areal markiert, indem ihr dort Flaggen / Standarten aufstellt. Denn mit jedem Tod sinkt eure Moral wieder auf null – es sei denn, ihr habt ausreichend Flaggen gehisst, dann wird der Minimalzustand erhöht. Bei höherer Moral seid ihr stärker und zäher. Aber: Auch die Gegner haben unterschiedliche Moral-Werte.

Dabei habt ihr in „Wo Long: Fallen Dynasty“ allerdings keine offene Spielwelt, die ihr erkunden könntet. Das Spiel ist ähnlich wie die „Nioh“-Titel vielmehr sehr linear. Ein wenig Raum zum Erkunden gibt es auch stets, aber grundsätzlich bewegt ihr euch durch fest abgesteckte Areale. Wodurch der Schwierigkeitsgrad im Übrigen niedriger liegt als bei den Titeln von FromSoftware: Meistens seid ihr in diesem Spiel von Team Ninja mit Verbündeten unterwegs, die euch in Kämpfen unterstützen. Das vereinfacht manches Scharmützel enorm.

Über Ausdauer verfügt ihr im Übrigen nicht, stattdessen gibt es einen Willensbalken, der sich nach Treffern, beim Ausweichen oder beim Blocken füllt. Habt ihr euch verausgabt, schnauft ihr kurz bewegungslos und Feinde haben die beste Gelegenheit, euch eins reinzuwürgen. Das nimmt Tempo aus den Kämpfen, da man nicht wahllos umherspringen kann, sondern genau abwägen muss, wie man vorgeht. Denn, auch die Feinde haben so einen Willensbalken und können umgekehrt ebenfalls dazu verlockt werden, sich zu überanstrengen, um sich dann für Attacken zu öffnen.

Da gibt es auch nicht-blockierbare Angriffe, die durch rote Partikeleffekte gekennzeichnet sind. Könnt ihr jenen ausweichen und sie parieren, kommt euer Gegenüber besonders aus der Puste. Dieses Spielchen ist insbesondere bei Bossen unumgehbar, um ihnen Schaden zuzufügen. Denn normales Draufhauen bringt da meistens zu wenig.

Abseits der bereits beschriebenen Moral-Level steigt der Charakter im Übrigen dennoch RPG-klassisch in Stufen auf, lernt neue Fähigkeiten und erhält bessere Ausrüstung. Wer sich hier einen hohen Umfang erhofft, wird übrigens keinesfalls enttäuscht sein: Aus einem Bergdorf-Hub zieht ihr immer wieder in neue Haupt- und Nebenmissionen, sodass gut und gerne 40 Stunden Spielzeit und mehr drin sind, je nachdem, welche Quests ihr abhaken möchtet.

Besonders cool: Es ist nach Abschluss des ersten Abschnitts auch möglich, „Wo Long: Fallen Dynasty“ im Koop zu zocken. Da ihr im Spielverlauf auch unterschiedliche Zaubersprüche erlernen könnt, ergeben sich da im Zusammenspiel mit einem anderen Player, zahlreiche Kombo-Möglichkeiten. Übrigens bietet das Spiel euch einen Performance-Modus mit 1440p und 60 fps an sowie einen High-Resolution-Modus. Letzterer visiert auch 60 fps an, scheitert aber regelmäßig daran und läuft daher recht inkonstant. Natives 4K wird auch hier nicht erreicht, sodass ihr am Ende mit dem Performance-Modus aktuell besser fahrt.

Ansonsten ist die Grafik ordentlich, man sieht die Last-Gen-Wurzeln aber eben. Charaktermodelle und Animationen wirken stellenweise etwas hölzern und viele Texturen sind eher niedrig aufgelöst. Synchronisation und Soundtrack haben mir hingegen sehr gut gefallen, besonders die Musik ist doch recht bombastisch und intensiviert die Kämpfe.

Im Ergebnis ist „Wo Long: Fallen Dynasty“ ein Soulslike, das recht knallhart anfängt, über die Spielzeit aber eine faire Balance hält. Wer allerdings einen Titel „für mal zwischendurch“ sucht, sollte sich nicht nur wegen des dennoch überdurchschnittlichen Schwierigkeitsgrads, sondern auch wegen des enormen Umfangs anderweitig umsehen. Bedauerlicherweise ist die Story eher Beiwerk, die Atmosphäre ist jedoch echt gelungen.

Gerade wer an „Sekiro: Shadows Die Twice“ und „Nioh“ seinen Spaß hatte und sich schon immer eine Art Hybrid gewünscht hatte, wird hier sehr viel Spaß mit dem Titel von Team Ninja haben.

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