Microsoft hat neue Verträge mit Nintendo und Nvidia unterzeichnet, in der Hoffnung, dass die Europäische Kommission die geplante Übernahme des Spieleherstellers Activision-Blizzard für 69 Milliarden Dollar doch nicht blockieren wird.
Der Tech-Gigant kündigte die beiden Vereinbarungen am Dienstag (21. Februar) an, während wichtige Führungskräfte des Unternehmens in Brüssel zu einer Anhörung mit der Wettbewerbsabteilung der Europäischen Kommission zusammentrafen.
Die EU-Kartellbehörde hatte im November eine Untersuchung der Fusion eingeleitet und dem Unternehmen Anfang dieses Monats eine Mitteilung der Beschwerdepunkte zukommen lassen.
Microsoft weist darauf hin, dass die Partnerschaften dazu beitragen würden, die Bedenken der Kartellbehörden hinsichtlich der Auswirkungen der Übernahme auf den Spielemarkt zu zerstreuen, indem sichergestellt wird, dass Inhalte wie Call of Duty, das Vorzeigeprodukt von Activision, auf dem gesamten Markt weiterhin verfügbar ist.
Sony, der Hersteller der Spielkonsole PlayStation, dem Hauptkonkurrenten von Microsofts Xbox, hat sich als führender Gegner der Übernahme erwiesen.
Der Deal wird auch in anderen Ländern geprüft. Sowohl in den USA als auch in Großbritannien könnte es zu einer Ablehnung kommen.
Verträge als Argument
Am Dienstag kündigte Microsoft zwei neue Partnerschaften mit Nintendo und Nvidia an und beendete damit eine geschlossene Anhörung bei der Europäischen Kommission.
Hier nahmen die Vertreter der beiden an der geplanten Fusion beteiligten Unternehmen, Vertreter aus der Branche wie Sony, Google, Nvidia und Electronic Arts sowie der Wettbewerbsbehörden von neun Mitgliedstaaten teil.
Vor der Anhörung wurde eine seit zehn Jahren bestehende verbindliche Vereinbarung mit dem japanischen Spielehersteller Nintendo bekannt gegeben.
Wenn die Fusion mit Activision zustande kommt, hat Microsoft zugesagt, dass Nintendo-Spieler und Xbox-Spieler am selben Tag Zugang zu Call of Duty erhalten, und zwar mit den gleichen Funktionen und Inhalten.
Die später am Tag bekannt gegebene Nvidia-Vereinbarung erstreckt sich ebenfalls über zehn Jahre und sieht vor, dass Xbox‘ PC-Spiele – im Falle einer erfolgreichen Fusion auch die von Activision – an den Cloud-Gaming-Service des Unternehmens, GeForce NOW, geliefert werden.
Teile dieser Vereinbarung, die sich auf die bestehenden Xbox-Spiele beziehen, die nicht von Activision stammen, sollen auch dann weitergeführt werden, wenn die Activision-Fusion blockiert wird.
Die beiden Partnerschaften können als Teil einer größeren Strategie von Microsoft gesehen werden, um die Marktprobleme anzugehen, die im Mittelpunkt der zahlreichen laufenden wettbewerbsrechtlichen Untersuchungen im Zusammenhang mit dem geplanten Kauf von Activision stehen. Dieser wurde im Januar 2022 angekündigt, die Kaufsumme ist 68,7 Milliarden Dollar wert.
Im Mittelpunkt dieser Untersuchungen stehen Bedenken, dass die Übernahme, die die bisher größte von Microsoft wäre, den Marktanteil des Unternehmens in die Höhe treiben. Außerdem wird gefürchtet, dass Microsoft die Macht des Flaggschiff-Spiels Call of Duty ausnutzen könne, indem es das Spiel auf eigene Geräte beschränke.
Die Wettbewerbsbehörden haben auch Bedenken hinsichtlich der möglichen Auswirkungen des Deals auf neue Marktteilnehmer geäußert, darunter Cloud-Gaming-Dienste und Konsolen. Die Regulierungsbehörden haben zudem vor dem Verhalten des Unternehmens beim Erwerb von Spielinhalten in der Vergangenheit gewarnt.
Im Dezember gab Microsoft bekannt, dass es Sony ein ähnliches Zehn-Jahres-Angebot unterbreitet hat, um die Bedenken des Unternehmens zu zerstreuen.
Sony, für das Call of Duty den größten Teil der Einnahmen der PlayStation generiert, ist jedoch der Ansicht, dass ähnliche Zugeständnisse in der Vergangenheit nicht durchsetzbar waren.
Als Sony auf einer Pressekonferenz in Brüssel im Anschluss an die Anhörung am Dienstag argumentierte, dass es einen weit verbreiteten Zugang zu dem Titel sicherstellen wolle, konterte Microsoft-Präsident Brad Smith, dass Sony solche Vereinbarungen mit anderen Akteuren der Branche eingehen solle.
Smith forderte das Unternehmen auf, „mit uns und allen anderen zusammenzuarbeiten, damit sich der Markt auf eine plattformübergreifende Zukunft zubewegen kann“.
Laut dem Microsoft-Präsidenten sei eine Blockade des Deals „verlockend“ für Sony, wenn man in Betracht zieht, dass der Marktanteil von Sony in Europa 80 Prozent gegenüber den 20 Prozent von Microsoft beträgt.
Activision, das den Deal unterstützt, sagte am Dienstag, dass Sony „weiterhin die Möglichkeit einer langfristigen Vereinbarung verweigert und den Deal untergräbt, um seine zwei Jahrzehnte währende Dominanz bei Videospielen zu schützen.“
Während der Deal von anderen Gruppen, darunter Nvidia, der US-Gewerkschaft Communications Workers of America und der European Games Development Federation, unterstützt wird, scheinen die globalen Regulierungsbehörden in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.
Anfang dieses Monats veröffentlichte die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (Competition and Markets Authority, CMA) ihre vorläufigen Schlussfolgerungen zu dem Deal und kam zu dem Schluss, dass dieser wahrscheinlich den Wettbewerb auf mehreren Märkten, einschließlich Cloud-Gaming und Konsolenangebot, beeinträchtigen würde.
Die CMA hat mehrere mögliche Gegenmaßnahmen vorgeschlagen, eine endgültige Entscheidung soll im April fallen. Im Dezember reichte die US Federal Trade Commission eine Beschwerde ein, in der sie eine rechtliche Ablehnung des Deals forderte; ein Urteil wird für August erwartet.
In der Zwischenzeit hat Microsoft gemäß der aktuellen vertraglichen Vereinbarung bis Juli Zeit, die Übernahme abzuschließen.
[Bearbeitet von Luca Bertuzzi/Alice Taylor]
Microsoft möchte EU-Blockade von Fusion mit Activision verhindern - EURACTIV Germany
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