Bei den Protesten in Iran spielt der Messenger WhatsApp trotz der temporären Sperren durch die Regierung eine große Rolle. Nachdem die iranischen Behörden seiner Betreiberfirma Meta bereits im Dezember mit einer dauerhaften Blockade gedroht hatten, präsentieren deren Entwickler jetzt ihre Antwort: In der aktuellen Version von WhatsApp ist eine Funktion zur Umgehung von Internetsperren integriert.
Konkret geht es um die Möglichkeit, Proxy-Verbindungen zu aktivieren. Damit läuft der Datenverkehr nicht mehr direkt über den eigenen Provider, sondern wird über einen Datentunnel an einen Rechner im Ausland weitergereicht. WhatsApp versichert, dass die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung die Inhalte der Gespräche dabei weiterhin absichern wird.
WhatsApp-Menü: In die Einstellungen der App ist die neue Proxy-Funktion bereits integriert
Foto: WhatsAppUnterstützung versprochen
In der Ankündigung des Unternehmens wird Iran zwar nicht explizit erwähnt. Aber bereits im September hatte die Meta-Tochter WhatsApp auf Twitter angekündigt, den Nutzerinnen und Nutzern in dem Land weiter private Kommunikation anbieten zu wollen.
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Die nun in WhatsApp integrierte Funktion macht das Sperren von WhatsApp durch Zensurbehörden und die mit ihnen kooperierenden Unternehmen zwar schwerer, aber nicht unmöglich. So bietet WhatsApp selbst keine Proxy-Server an, die zur Umgehung der Sperren dienen könnten. Stattdessen sollen die Datenumleitungen von Freiwilligen und Hilfsorganisationen betrieben werden. WhatsApp stellt die dazu notwendige Software kostenlos zur Verfügung.
Iran hat seine Kontrollmöglichkeiten ausgebaut
Ob dies allerdings ausreicht, um Millionen Iranern weiterhin dauerhaften Zugriff auf unzensierte Kommunikation zu gewähren, bleibt abzuwarten. Wie das Open Observatory of Network Interference in einem Report zusammengestellt hat, hat das iranische Regime in den vergangenen Jahren die Möglichkeiten zur Internetkontrolle wesentlich ausgebaut.
Neben der Abschaltung von Mobilfunknetzen zur Behinderung von Protesten setzt die Regierung auch auf wesentlich ausgefeiltere Techniken wie »Deep Packet Inspection«, um verschlüsselte Verbindungen zu entdecken und zu beenden. Wo Totalblockaden nicht möglich sind, werden die Datenverbindungen zum Teil so weit ausgebremst, dass die Übermittlung von Videos nur noch sehr schwer möglich ist. Auch über die App-Stores versucht Iran Kontrolle auszuüben, sodass die neue WhatsApp-Version mitunter nicht zu allen Nutzern gelangt.
Damit die Umgehung von Zensur funktionieren kann, muss zunächst ein breites Angebot an Proxy-Servern aufgebaut werden. WhatsApp empfiehlt den Betreibern, die Adressen ihrer Server nur auf sicheren Wegen zu übermitteln, damit diese nicht von Behörden identifiziert und geblockt werden können. Ist eine solche Adresse einmal öffentlich bekannt, ist sie höchstwahrscheinlich nutzlos, da sich die bekannten Server zu einfach sperren lassen.
WhatsApp bekommt Funktion gegen Internetsperren - DER SPIEGEL - DER SPIEGEL
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