USB ist ziemlich verwirrend geworden, daran werden auch neue Logos nichts ändern. Das Problem ist konzeptuell.
Full Speed, High Speed, Super Speed – früher war USB noch recht übersichtlich. Mit der Einführung mehrerer Signalpaare wurde die Verwirrung dann mit jeder neuen Version größer. Jetzt sollen es neue, unverbindliche Logos richten. Das ganz grundlegende Problem löst das allerdings nicht, und das steckt bereits im Namen: USB steht für Universal Serial Bus, und genau der universelle Anspruch ist das Problem.
Es mag zwar schön sein, dass ich mein Mikrocontroller-Board von 2005 an einen aktuellen USB-C-Port anstecken kann, der im Alternativmodus sogar einen 8K-Monitor mit Daten versorgt. Wirklich erforderlich ist das meiner Meinung nach allerdings nicht und geht auch an der ursprünglichen Idee der universellen Schnittstelle vorbei. Der 1996 eingeführte Standard sollte einst die Schnittstellenvielfalt – RS-232, Parallelport, PS/2 für Maus und Tastatur – reduzieren, hohe Datenraten waren noch kein Ziel. Auch über Bildschirme dachte damals noch niemand nach.
Über die Jahre ist USB dann immer universeller geworden, auch durch die Konkurrenz zu Thunderbolt. Letzteres war jahrelang proprietäre Intel-Technologie, der Konzern verweigerte zudem anderen Firmen das Thunderbolt-Logo. Diese Situation hat die Entwicklung eines parallelen Technologiestrangs im unabhängigen USB Implementers Forum (USB-IF) befeuert. Das hat allerdings bereits 2019 Intels Thunderbolt-Lizenzen übernommen (PDF). Eigentlich wäre es an der Zeit, die Parallelentwicklung zu beenden – zumal Intel mittlerweile auch Hardware anderer Hersteller zertifiziert.
USB ist längst Thunderbolt
Rein technisch ist der Unterschied zwischen USB und Thunderbolt marginal: USB 4 ist ein leicht erweitertes Thunderbolt 3. Allerdings mit allen Nachteilen, die sich aus Abwärtskompatibilität und über die Jahre verändertem Anspruch ergeben: Ein Chip für USB 4 Gen2x2 (bald USB 40Gbps) muss noch immer das alte USB 2.0 (Hi-Speed) unterstützen. Viele Geräte unterstützen die Gigabit-Datenraten allerdings entweder gar nicht (weil sie alt sind) oder sind wie Mäuse, Tastaturen und günstige Speicher-Sticks mit den 480 MBit/s von USB 2.0 ausreichend schnell angebunden.
Sinnvoll wäre eine klare, eindeutig erkennbare Trennung zwischen dem alten, langsamen USB bis einschließlich Version 2.0 und den neueren Gigabit-Varianten. Das macht den Standard übersichtlicher und ist auch technisch sinnvoll, denn zwischen USB 2.0 und nachfolgenden Ablegern gibt es einen großen Sprung: Die 480 MBit/s der zweiten Fassung des Standards lassen sich mit einfachen Registern realisieren. Seit USB 3.0 sind serielle Transceiver, Hochfrequenzkomponenten zum Senden und Empfangen serieller Datenströme und aufwändigere Kabel erforderlich. Zudem gibt es erstmals getrennte Leitungen zum Senden und Empfangen von Daten.
Eigentlich wäre bei USB 3.0 ein guter Zeitpunkt gewesen, um den universellen Anspruch aufzugeben. Denn die Komplexität, die schon an den Steckern erkennbar ist (neben den vier alten Kontakten haben USB-3.0-Stecker fünf neue für die Gigabit-Verbindung), setzt sich im Chip fort. Hier finden sich zwei elektrische Schnittstellen (Phys) für die unterschiedlichen Verbindungsstandards. Neben dem Extensible Host Controller Interface (xHCI) für die Gigabit-Standards existiert noch das Enhanced Host Controller Interface (EHCI) für USB 2.0. Und hinter dem alten EHCI steht noch einmal das Open oder Universal Host Controller Interface (OHCI/UHCI) für USB 1.x – ein riesiger Aufwand dafür, dass ich meinen alten Mikrocontroller an die USB-4-Schnittstelle hängen kann.
Eine Schnittstelle für schnelle Geräte, eine für einfache
Für mich ist es an der Zeit, USB weniger universell zu machen. Mein Vorschlag für ein weniger universelles USB ist: ein einfaches Legacy-USB für Geräte mit niedriger Datenrate wie Mäuse, Tastaturen oder meinen Mikrocontroller; daneben eine High-Performance-Schnittstelle wie Thunderbolt, ausschließlich mit vier Gigabit-Verbindungen, für alles, was große Datenmengen verschiebt, etwa SSDs oder Bildschirme im Alternativmodus. Praktisch ist das bei vielen Prozessoren, Systems on Chip (SoCs) und Mainboard-Chipsätzen seit Jahren so: Neben einigen Hochgeschwindigkeits-USB-Anschlüssen sind etliche vorhanden, die lediglich USB 2.0 unterstützen. Ist genug Platz, werden die auch noch immer mit den günstigeren Typ-A-Ports nach außen geführt und sind dann auch gut von den High-Speed-Ports unterscheidbar.
Dass die auf hohen Datendurchsatz ausgelegten aktuellen Schnittstellen 26 Jahre Geschichte mit sich tragen, ergibt für mich schlicht keinen Sinn. Ganz ohne Nachteile wäre die Trennung zwar nicht. Bei einigen Geräten, die auf Legacy-Schnittstellen verzichten (etwa besonders kompakten Laptops), würden Adapter erforderlich; neue High-Performance-Geräte ließen sich nicht mehr einfach an alte Computer ohne Gigabit-Verbindung anschließen. Die klare Trennung bringt allerdings auch Vorteile, und diese überwiegen aus meiner Sicht: Die Chips für datenintensive Geräte würden einfacher, die Auswahl an Kabeln übersichtlicher, bei den Namen wäre ein – verpflichtender – Neustart möglich.
IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach)
Verwirrendes USB: Trennt die Klassengesellschaft! - Golem.de - Golem.de
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