Top für 900 Euro: Das Thinkpad E14 Gen4 mit Alder Lake ist flott, aufrüstbar und tippt sich exzellent. Nur beim Display steht Lenovo auf der Stelle.

Teure Notebooks wie das Thinkpad X1 Carbon mögen ihren Reiz haben, aber auch für die Hälfte des Preises gibt es Laptops, die in nahezu allen Punkten überzeugen können. Die Thinkpad-E14-Reihe etwa hat Lenovo über die Jahre kontinuierlich verbessert. Deshalb hat uns interessiert, ob das für das Thinkpad E14 Gen4 in der Intel-Version ebenfalls gilt. Und so viel sei gesagt: Wir wurden nicht enttäuscht.
Das Thinkpad E14 Gen3 mit Ryzen (Test) wurde zwar ebenfalls als Gen4 überarbeitet, abseits des einige Megahertz schnelleren Prozessors gab es hier aber keine Neuerungen. Das Intel-Modell hingegen wurde von einem Tiger-Lake- auf einen Alder-Lake-Chip umgerüstet, also eine Hybrid-CPU mit feinerer Fertigung. Hier ist besonders spannend, wie Performance und Akkulaufzeit sich entwickelt haben.
Bevor wir mit den Benchmarks einsteigen, zuerst die grundlegenden Informationen zum Thinkpad E14 Gen4: Mit 324 x 221 x 17,9 mm bei 1,6 kg haben sich Maße und Gewicht des 14-Zöllers nicht verändert; ein Thinkpad X1 Carbon ist deutlich kompakter und leichter. An der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen, Basiseinheit und Deckel sind stabil ausgeführt. Wie beim Vorgänger ist Letzterer aber ziemlich empfindlich für Fingerabdrücke.
Die Tastatur ist besser als bei viel teureren Geräten
Anschlussseitig verbaut Lenovo links eine 3.5-mm-Klinke, eine HDMI-Buchse für 4K60-Bildschirme, einen weit hinten liegenden USB-A 3.2 Gen1 mit Ladefunktion und einen USB-C-Port. Der unterstützt Displayport, Power Delivery, Thunderbolt 4 und USB für 40 GBit/s. Rechts gibt es einen fast mittig platzierten USB-A 2.0 (sic!), was beim einer Kabelmaus nervt. Eine RJ45-Buchse für Gigabit-Ethernet (Intel i219-V) und eine Öse für ein Sicherheitsschloss hinten rechts runden die Anschlüsse des Thinkpad E14 Gen4 ab.
Bei der Tastatur macht Lenovo keine Experimente, es bleibt beim bekannten Chiclet-Design mit zweistufiger weißer Hintergrundbeleuchtung. Die seit Jahren links der Strg-Taste positionierte Fn-Taste kann mit eben dieser im UEFI getauscht werden, auch das ist nicht neu. Die Multimedia-Tasten sind als Zweitbelegung eingestellt; das lässt sich per Fn+Esc ohne Firmware-Eingriff ändern. Der Power-Button hat einen integrierten Fingerabdrucksensor, der zügig reagiert und uns bis auf den Windows-Desktop bringt.
Während der chinesische Hersteller bei teuren Geräten wie dem Thinkpad X1 Carbon Gen9 (Test) den Tastenhub auf 1,5 mm reduziert und die Kappen flacher gestaltet, bleibt es beim Thinkpad E14 Gen4 bei 1,8 mm. Folgerichtig tippt es sich auf dem günstigeren Laptop besser, obwohl er weniger kostet. Auch die drei Maustasten des wie üblich exzellenten Trackpoints sind besser, weil hier spürbare Erhöhungen den Fingern mehr Rückmeldung geben als die komplett flachen des X1 Carbon.
Schauen wir uns das Panel, die Hardware im Inneren und die Akkulaufzeit an - denn Lenovo hat nicht überall Verbesserungen vorgenommen.
Ein typischer Schwachpunkt der E-Serie verglichen zu den X- und T-Modellen ist das Display. Beim Thinkpad E14 Gen3 hat Lenovo dieses Ärgernis weitestgehend eliminiert, für das Thinkpad E14 Gen4 gilt das ebenfalls: Der günstigste der matten 1.080p-Bildschirme nutzt zwar ein TN-Panel bei dunklen 250 Candela pro Quadratmeter, unser Modell aber weist ein IPS-basiertes Display (ein B140HAN04.E von AUO) mit einer Helligkeit von anständigen 342 cd/m² auf.
Schade allerdings: Bei den teureren Geräten verbaut Lenovo mittlerweile 16:10-Panels, die beispielsweise mit 1.920 x 1.200 Pixeln auflösen und daher mehr vertikale Bildpunkte bei gleicher Diagonale aufweisen. Das ist insbesondere bei Texten, etwa im Browser, komfortabler als das 16:9-Format des Thinkpad E14 Gen4. Auch die optionale 1080p- statt 720p-Kamera verwehrt Lenovo dem günstigeren Laptop, eine mechanische Blende gibt es weiterhin.
Neu ist dafür der Prozessor: Das Thinkpad E14 Gen4 in der Intel-Version wird mit der 12th Gen ausgeliefert. Konkret werden bei den europäischen Laptops die Alder Lake U verbaut, die nominell für eine Processor Base Power (PBP) von 15 Watt und eine Maximum Turbo Power (MTB) von 55 Wat ausgelegt sind. Unser Sample verfügt über einen Core i7-1255U mit zwei Performance- und acht Efficiency-Kernen für 10C/12T.
RAM und SSD aufrüstbar
Verglichen mit einem Core i7-1185G (Tiger Lake, 4C/8T) aus dem vergangenen Jahr und dem Ryzen 7 5700U (Lucienne, 8C/16T) aus dem Thinkpad E14 Gen3 schneidet der ADL-Chip passabel ab: Bei Last auf einem oder wenigen Cores kann sich der Core i7-1255U in Front setzen, bei starker Multithreading-Last aber verliert er teils gegen den AMD-Prozessor. Bei Beste Leistung und Ausbalanciert boostet der Alder Lake auf bis zu 55 Watt, bei Energie sparen auf bis zu 30 Watt - unter Dauerlast sind es durchweg 25 Watt.
Wie schon im Vorjahr verlötet Lenovo ein 8-GByte-Package an DDR4-3200-Speicher, ein SO-DIMM-Steckplatz kann überdies mit bis zu 32 GByte bestückt werden. Hinzu kommen zwei M.2-Halterungen für NVMe-SSD, beide für 42-mm-Varianten. Unser Muster ist mit einer SSD vom Union Memory ausgerüstet, Lenovos Eigenmarke. Mit lesend bis zu 3,2 GByte/s und schreibend bis zu 1,7 GByte/s erreicht diese typische Transferraten eines PCIe-Gen3-x4-Modells.
Hinsichtlich der Drahtlosmodule hat Lenovo die 2x2-Antennenkonfiguration mit 160 MHz beibehalten, neben Intels AX201 oder Realteks RTL8852BE gibt es auch eine AMD/Mediatek-Variante namens RZ616 mit Bluetooth 5.2 und Wi-Fi 6E. Der Akku weist erneut 57 Wattstunden auf, die Laufzeit des Thinkpad E14 Gen4 mit Alder Lake U ähnelt der des Thinkpad E14 Gen3 mit Lucienne: Bei 200 cd/m² (entspricht 80 Prozent Helligkeit) erreichen wir mit 7:31 Stunden im PCMark10 Applications samt Microsofts Office 365 rund 20 Minuten weniger. Geladen wird mit einem 65-Watt-USB-C-Netzteil.
Kommen wir zum Resümee!
Lenovo verkauft das Thinkpad E14 Gen4 in verschiedenen Konfigurationen im eigenen Web-Shop und über diverse Onlinehändler. Die Konfiguration für 860 Euro nutzt ein 300-Nits-1.080p-Display, einen sechskernigen Core i3-1215U mit 8 GByte RAM und eine 256 GByte fassende SSD. Mit 16 GByte Arbeits- und 512 GByte Festspeicher steigt der Preis um gerade einmal 90 Euro, was die Verdopplung definitiv wert ist. Obacht: Lenovo bietet auch Modelle mit 45- statt 57-Wattstunden-Akku an, der Aufpreis liegt bei 7 Euro.
Fazit
Über die Jahre hat Lenovo das Thinkpad E14, egal ob in der AMD- oder der Intel-Version, kontinuierlich verbessert. Wogen die ersten Varianten noch fast 1,8 kg und wurden in der billigsten Version mit einem TN-Panel samt 1.366 x 768 Pixeln sowie einem 45-Wattstunden-Akku ausgeliefert, hat der chinesische Hersteller überall drastisch nachgebessert. Klar, ein Leichtgewicht ist das Thinkpad E14 immer noch nicht, als Laptop für das Büro muss es das aber auch nicht sein.
Wichtiger sind die nach wie vor exzellenten Eingabegeräte; sie gehören zu den besten im Notebook-Segment und die tolle Tastatur weist gar ein besseres Tippgefühl auf als bei den teureren T- oder X-Modellen. Anschlussseitig ist das Thinkpad E14 Gen4 mit Displayport und Thunderbolt 4 via USB-C sowie USB-A und HDMI gut aufgestellt, auch Gigabit-Ethernet gibt es. Hinzu kommt, dass sich RAM aufrüsten lässt und gleich zwei M.2-Steckplätze für NVMe-SSDs vorhanden sind.
Der neue Alder-Lake-Prozessor des Intel-Modells - in unserem Fall ein Core i7-1255U mit zwei Performance- und acht Efficiency-Kernen - liefert eine leicht höhere Geschwindigkeit als die Chips der Vorgängergeneration. Die Akkulaufzeit fällt ähnlich, aber ein bisschen kürzer aus - die modernere Fertigung schlägt hier nicht durch. Etwas schade ist zudem, dass Lenovo weiterhin eine 720p-Kamera und ein 16:9- statt ein 16:10-Display verbaut, dafür stimmt mit 350 cd/m² die Helligkeit. Wer ein gutes Gerät ohne echte Schwächen zum fairen Preis sucht, kann beim Thinkpad E14 Gen4 bedenkenlos zugreifen.
Thinkpad E14 Gen4 im Test: Laptop mit tollem Preis-Leistungs-Verhältnis - Golem.de - Golem.de
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