Computerspiele irgendwie zum Beruf zu machen, dürfte für viele Berufseinsteiger verlockend klingen. Doch als Arbeitgeber haben Spielefirmen in der Techbranche nicht gerade den besten Ruf: Oft heißt es über sie, man arbeite dort zwar an interessanten, für die Nutzerinnen und Nutzer spaßigen Produkten. Die Arbeit daran aber sei stressig und im Vergleich zur Entwicklung vermeintlich langweiliger Software auch noch schlecht bezahlt.
Die Firma InnoGames will da nun offenbar gegensteuern und Interessierten zumindest eine Vorstellung davon geben, was sie im Job finanziell erwartet. Der Hamburger Spielehersteller, der für als Zeitfresser geltende Mobile- und Browsergames wie »Forge of Empires« bekannt ist, hat dafür seine Gehaltsbänder veröffentlicht. Damit macht InnoGames transparenter als andere Spielestudios, was seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in bestimmten Jobs je nach Erfahrungslevel mindestens oder höchstens verdienen.
Ein Gamedesigner etwa kommt demnach auf ein Jahresbruttogehalt von 42.000 bis 58.000 Euro. Wird jemand als Junior Game Designer eingestellt, sind es 34.000 bis 42.000 Euro. Als Senior Game Designer sind 58.000 bis 85.000 Euro drin. Und wer als sogenannter Expert Game Designer bei InnoGames arbeitet, verdient 85.000 Euro aufwärts.
Was man in verschiedenen Jobs verdient
Besser als die Gamedesigner verdienen bei InnoGames die Developer, also die Softwareentwickler: In diesem Bereich startet man als Junior Developer mit 48.000 bis 58.000 Euro, das »Regular«-Gehalt beträgt 58.000 bis 75.000 Euro. Und wer es zum Senior Team Lead, zum Expert oder Head schafft, verdient oft sechsstellig.
Weitere Gehaltsbeispiele zeigt die folgende Tabelle, die Zahlen bekam der SPIEGEL von InnoGames zur Verfügung gestellt. Sie beziehen sich auf 40-Stunden-Verträge bei pro Jahr 29 freien Tagen und stellen das jeweilige Jahresbruttogehalt dar, mögliche variable Gehaltsbestandteile bei einigen wenigen Funktionen inklusive.
Die Gehaltsbänder von InnoGames (Stand Juli 2022)
Job Level |
Gehaltsband (in Euro) |
---|---|
Developer |
|
Junior |
48.000 - 58.000 |
Regular |
58.000 - 75.000 (ÜG* bis zu 79.500) |
Senior |
75.000 - 96.000 |
Team Lead |
75.000 - 96.000 (ÜG* bis zu 106.560) |
Senior Team Lead |
96.000 - 115.000 (ÜG* bis zu 125.000) |
Expert |
ab 96.000 |
Head |
ab 115.000 |
Game Designer |
|
Junior |
34.000 - 42.000 (ÜG* bis zu 46.000) |
Regular |
42.000 - 58.000 (ÜG* bis zu 62.000) |
Senior |
58.000 - 85.000 (ÜG* bis zu 90.000) |
Expert |
ab 85.000 |
Marketer |
|
Junior |
44.000 - 52.000 |
Regular |
52.000 - 64.900 (ÜG* bis zu 70.000) |
Senior |
64.900 - 89.700 (ÜG* bis zu 96.000) |
Team Lead |
64.900 - 82.500 (ÜG* bis zu 90.000) |
Senior Team Lead |
82.500 - 106.375 (ÜG* bis zu 115.000) |
Expert |
ab 89.700 |
Head |
ab 106.375 |
Artist |
|
Junior |
32.000 - 38.000 (ÜG* bis zu 40.000) |
Regular |
38.000 - 48.000 (ÜG* bis zu 52.000) |
Senior |
48.000 - 68.000 (ÜG* bis zu 77.000) |
Team Lead |
65.000 - 80.000 (ÜG* bis zu 85.000) |
Senior Team Lead |
ab 80.000 |
Expert |
ab 68.000 |
Analyst |
|
Junior |
45.600 - 55.200 (ÜG* bis zu 60.000) |
Regular |
55.200 - 72.000 (ÜG* bis zu 77.400) |
Senior |
72.000 - 95.040 (ÜG* bis zu 100.000) |
Team Lead |
79.200 - 91.080 (ÜG* bis zu 100.000) |
Senior Team Lead |
91.080 - 104.280 (ÜG* bis zu 119.922) |
Expert |
ab 95.040 |
Head |
ab 104.280 |
Community Manager |
|
Junior |
32.000 - 36.500 |
Regular |
36.500 - 44.000 (ÜG* bis zu 47.000) |
Senior |
44.000 - 57.600 (ÜG* bis zu 65.000) |
Team Lead |
48.000 - 62.000 (ÜG* bis zu 70.000) |
Senior Team Lead |
62.000 - 85.000 (ÜG* bis zu 93.000) |
Expert |
ab 57.600 |
Head |
ab 85.000 |
Product Manager |
|
Junior |
40.000 - 55.000 |
Regular |
55 .000 - 75.000 |
Senior |
ab € 75.000 |
Product Head |
ab € 115.000 |
Quality Assistance Engineer |
|
Quality Assurance Tester |
20.000 - 45.000 |
Junior |
38.000 - 50.000 |
Regular |
50.000 - 65.000 (ÜG* bis zu 72.080) |
Senior |
65.000 - 85.000 (ÜG* bis zu 98.000) |
Expert |
ab € 85.000 |
System Administrator |
|
Junior |
45.000 - 57.500 (ÜG* bis zu 60.000) |
Regular |
57.500 - 75.000 (ÜG* bis zu 80.000) |
Senior |
75.000 - 88.500 (ÜG* bis zu 98.000) |
Team Lead |
75.000 - 86.000 (ÜG* bis zu 95.000) |
Senior Team Lead |
86.000 - 110.000 (ÜG* bis zu 114.000) |
Expert |
ab 88.500 |
Head |
ab 110.000 |
*ÜG = Übergangsgehalt
Quelle: InnoGames
InnoGames zufolge decken die nun veröffentlichten Gehaltsinformationen rund 80 Prozent der Belegschaft ab. Ein Gehaltsband wird der Firma zufolge erstellt, sobald mindestens sechs Mitarbeitende das gleiche Karrieremodell haben. So existiert beispielsweise für die Position des Pressesprechers kein Gehaltsband, da nur eine Person diese Aufgabe ausübt. Auch die Gehälter der Führungsetage bleiben geheim.
Nur Ubisoft hat mehr Mitarbeiter
InnoGames gehört zum schwedischen Medienkonzern Modern Times Group (MTG). Ihre kostenlosen Spiele finanziert die Firma primär durch In-App-Käufe: Diese Games sind daher so konzipiert, dass Spielerinnen und Spieler dazu verleitet werden, zum Vorankommen viel Zeit oder echtes Geld zu investieren.
Zuletzt arbeiteten bei InnoGames rund 430 Personen, der Frauenanteil betrug zuletzt 28 Prozent. Damit ist das Unternehmen der zweitgrößte deutsche Gameshersteller . Nur Ubisoft Blue Byte ist hierzulande größer, mit 780 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Hersteller von Games wie »Anno« und »Die Siedler« macht keine öffentlichen Angaben zu seinen Gehältern.
Andreas Lieb, bei InnoGames als Director Human Resources für das Personal zuständig, sagt dem SPIEGEL, mit der Veröffentlichung der Gehaltsbänder wolle man unter anderem klarstellen, dass in der Gamesbranche keine schlechten Gehälter gezahlt werden. Für seine Firma jedenfalls könne er dieses Vorurteil entkräften, findet Lieb.
Andreas Lieb, Director Human Resources bei InnoGames: Für die Firma kann man mittlerweile auch aus anderen Städten als Hamburg arbeiten
Foto: InnoGamesDadurch, dass künftig jeder weiß, wie viel InnoGames ungefähr bezahlt, erhofft sich Lieb geringere Abbruchraten bei Bewerbungsprozessen und mehr Interesse von Menschen außerhalb der Spielebranche – sicher auch für die aktuellen Stellenanzeigen der Firma. Zugleich spekuliert er wie InnoGames-Mitgründer Michael Zillmer darauf, dass der Schritt zu mehr Transparenz in der Branche Nachahmer findet. Zillmer sagt, er hoffe, »dass sich jetzt auch andere Gamesunternehmen aus der Deckung wagen«.
Gearbeitet wird bei InnoGames nach dem Modell der Vertrauensarbeitszeit, die Arbeitszeit wird also nicht genau erfasst. Andreas Lieb zufolge gibt es InnoGames angeblich keine »Crunch«-Phasen, wie sie bei anderen Spieleherstellern immer wieder Schlagzeilen machen. Vom »Crunch« ist die Rede, wenn Entwickler angehalten werden – oder sie sich durch ihr Umfeld angehalten fühlen –, wochen- oder monatelang Extraarbeit zu machen, mehr darüber lesen Sie hier.
Spielefirmen inszenieren sich gern als besonders attraktive Arbeitgeber. Doch auch im Gaming klaffen – wie in jeder Branche – Wunsch und Wirklichkeit mancherorts auseinander. Wenn Sie bei einer Spielefirma arbeiten oder gearbeitet haben und auf dortige Missstände aufmerksam machen wollen, kontaktieren Sie gern Markus Böhm aus dem Netzwelt-Ressort des SPIEGEL, zum Beispiel per Mail via markus.boehm@spiegel.de, mit dem Betreff »Spielejobs«.
Seit Pandemiebeginn setzt die Spielebranche stark aufs hybride Arbeiten, InnoGames ist da keine Ausnahme. Ungefähr auf halber Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und den Elbbrücken hat die Firma zwar nach wie vor ein großes Bürogebäude. Mittlerweile aber arbeitet der Großteil der Belegschaft remote. Pro Jahr muss man bei InnoGames höchstens für 20 Tage ins Büro kommen.
InnoGames: Solche Gehälter zahlt Deutschlands zweitgrößte Videospielfirma - DER SPIEGEL
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