Rechercher dans ce blog

Friday, March 18, 2022

Entwicklungsumgebung: Visual Studio feiert 25. Geburtstag - heise online

Entwicklungsumgebung: Visual Studio feiert 25. Geburtstag

Dr. Holger Schwichtenberg

(Bild: Microsoft)

Microsofts Entwicklungsumgebung Visual Studio feiert diese Woche ihren 25. Geburtstag. heise developer blickt zurück – von 1997 bis 2022.

Nach dem 20. Geburtstag von .NET im Februar [1] feierte Microsoft am gestrigen Donnerstag mit einem Online-Event [2] den 25. Jahrestag seiner Entwicklungsumgebung. Ein Rückblick zeigt den Werdegang von Visual Studio seit seiner Entstehung bis hin zum Jubiläumsdatum.

Visual Studio 97

Packung des allerersten Visual Studio aus dem Jahr 1997 (Abb. 1)

Die erste Visual-Studio-Version wurde am 28. Januar 1997 angekündigt und erschien am 19. März 1997 auf den weltweiten "Developer Days" in 88 Städten [3]. Dabei war Visual Studio damals nur eine Zusammenfassung der bisherigen eigenständigen Entwicklerwerkzeuge Visual C++, Visual Basic, Visual FoxPro, Microsoft Visual J++, Microsoft Visual InterDev und Microsoft Developer Network Library zu einer Schachtel (siehe Abbildung 1) und einem übergeordneten Installationsprozess (siehe Abbildung 2).

Installationsstartbildschirm Visual Studio 97

Der Installationsstartbildschirm des allerersten Visual Studio aus dem Jahr 1997 zeigt die Teilprodukte (Abb. 2).

Die erste Visual-Studio-Version trug daher neben der Jahreszahl 97 auch schon die Versionsnummer 5.0. Danach folgten zwölf weitere Versionen bis zum heute aktuellen Visual Studio 2022, intern Version 17 (siehe Tabelle 1). Nach dem Codenamen "Boston" für die erste Version folgten Kleinstädte, Berge und Inseln. Leider verwendet Microsoft schon seit 2012 keine Ortsnamen mehr als Codenamen für die Entwicklungsphase von Visual Studio.

Visual J++ war Microsofts damalige Java-Implementierung, die es aber nur bis Version 98 gab, da Microsoft gerichtliche Auseinandersetzungen mit der lizenzierenden Firma Sun hatte. Auch die Webentwicklungsumgebung Visual InterDev zur Entwicklung von Webanwendungen mit Internet Database Connection (IDC) und Active Server Pages (ASP) in den Skriptsprachen VBScript und JavaScript kam nicht über Version 98 hinaus, denn Scott Guthrie entwickelte schon seit dem Jahreswechsel 1997/1998 an dem Nachfolger ASP.NET. Auch FoxPro flog nach 1998 aus dem Produkt.

Datum Produktname Interne Versionsnummer Codename
28.01.1997 Visual Studio 97 5.0 Boston
01.06.1998 Visual Studio 98 6.0 Aspen
13.02.2002 Visual Studio .NET 2002 7.0 Rainier
24.04.2003 Visual Studio .NET 2003 7.1 Everett
07.11.2005 Visual Studio 2005 8.0 Whidbey
19.11.2007 Visual Studio 2008 9.0 Orcas
12.04.2010 Visual Studio 2010 10.0 Dev10/Rosario
12.09.2012 Visual Studio 2012 11.0 Dev11
17.10.2013 Visual Studio 2013 12.0 Dev12
20.07.2015 Visual Studio 2015 14.0 Dev14
07.03.2017 Visual Studio 2017 15.0 Dev15
02.04.2019 Visual Studio 2019 16.0 Dev16
08.11.2022 Visual Studio 2022 17.0 Dev17

Tabelle 1: Visual-Studio-Versionsgeschichte

Im Jahr 2002 erschien die erste Visual-Studio-Version mit dem Zusatz ".NET" (siehe Abbildung 3) und den neuen Programmiersprachen C#, J# und JScript.NET sowie dem überarbeiteten Visual Basic .NET und Managed C++. Während alle diese Sprachen nun Managed Code für die .NET-Laufzeitumgebung erzeugten, verblieb Visual C++ als einzige Option, direkt nativen Code zu erzeugen. Mit Visual Studio .NET 2002 gab es erstmals eine gemeinsame Shell für alle Programmiersprachen, was aber auch einige Umgewöhnung für Entwicklerinnen und Entwickler bedeutete. Die Editoren der verschiedenen Sprachen hatten aber damals weiterhin unterschiedliche Codebasen.

Nach dem kleineren "Everett"-Update im Jahr 2003 gab es dann eine größere neue Version im Jahr 2005. Der Übersetzungsprozess basierte nun auf dem Werkzeug "MSBuild", Visual Studio konnte erstmals 64-Bit-Anwendungen kompilieren und Microsoft lieferte eine kostenfreie, abgespeckte "Express"-Version.

Visual Studio .NET

Die einzigen Visual-Studio-Versionen, die den Zusatz ".NET" trugen – in zwei noch unausgepackten Paketen im Büro des Autors dieses Beitrags (Abb. 3).

Danach umfasste "Whidbey" (Visual Studio 2015) erstmals mehr Werkzeuge als nur den Editor und die GUI-Designer. Application Lifecycle Management (ALM) war damals das Hypewort für alle Werkzeuge und Prozesse rund um Anforderungen, Design, Quellcode- und Dokumentenverwaltung sowie automatisierte und manuelle Tests. Mit Visual Studio 2005 erschien die erste Version des Team Foundation Server (TFS), der heute "Azure DevOps Server" heißen muss, obwohl er weiterhin auch als lokal installierbares Produkt zu haben ist. Alle Werkzeuge zusammen waren das "Visual Studio Team System" (VSTS), nicht zu verwechseln mit der zwischenzeitlich "Visual Studio Team Services" genannten Cloud-Variante des TFS.

Auch die Ära, in der Microsoft ein .NET-Logo auf jede Schachtel klebte [4], war nun endgültig vorbei. Visual Studio war ab jetzt äußerlich nicht mehr ".NET".

Seit der ansonsten wenig spektakulären Version 2008 können Entwicklerinnen und Entwickler die Shell von Visual Studio für das Erstellen eigener Entwicklungsumgebungen lizensieren.

Die Windows Presentation Foundation (WPF) ist 2006 in .NET Framework 3.0 erschienen. Die Shell von Visual Studio 2010 war damals eine der ersten (und ist bis heute immer noch eine der wenigen) großen GUI-Anwendungen, die Microsoft mit WPF implementiert. Mit der 2010er-Version öffnete sich Visual Studio neben dem hauseigenen SQL Server erstmals für andere Datenbankmanagementsysteme. VSIX wurde damals als Erweiterungsformat eingeführt, das noch heute die Basis für tausende Erweiterungen im Visual Studio Marktplace ist (s. Abb. 4).

Visual Studio Marketplace

Der Visual-Studio-Marktplace [5] listet 11.835 Erweiterungen – nicht alle laufen aber im aktuellen Visual Studio 2022 (Abb. 4).

Mit dem Release 2012 und dem Überschreiten der 50-Millionen-Zeilen-Marke wurde Visual Studio endgültig zu einem Software-Monster. Microsoft wollte aber damals vor allem an der Farbe und der Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinbuchstaben in den Symbolleisten und Menüs sparen. Das kam nicht gut bei der Entwicklergemeinde an und wurde in Version 2013 revidiert. Mit Visual Studio 2012 ließen sich erstmals auch "Modern Apps" (ursprünglich Metro Apps, heute Universal-Windows-Platform-Apps) entwickeln, die aber bis heute eine Randerscheinung im Vergleich zu der großen Mehrheit der klassischen Desktop- und Webanwendungen sind.

2015 hat Microsoft die Sprachcompiler von C# und Visual Basic .NET auf die neue "Roslyn"-Architektur (da kam dann doch noch mal ein amerikanisches Örtchen ins Spiel, das sich bis heute in der Entwicklersprache gehalten hat) umgestellt. Seitdem liefert Microsoft auf Basis dieser flexibleren Compiler-Architektur in jeder neuen Version immer mehr Codeanalyse- und Refactoring-Werkzeuge, sodass die früher oft eingesetzten kostenpflichtigen Zusatzprodukte ReSharper und CodeRush heute weniger relevant sind. Zudem hat Microsoft sein Visual Studio seit Version 2015 für viele andere Programmiersprachen geöffnet [6]: Java, Python, Go, Perl, Ruby, Swift, Rust und viele mehr.

Seit Visual Studio 2017 ist die IDE agil: Es gibt fast jeden Monat ein Update mit Bugfixes und Features. Entwickler können zwischen dem stabilen Kanal und dem Preview-Kanal mit den neuesten, aber noch nicht ganz fertigen Features wählen. Leider wird auch der stabile Kanal nicht immer seinem Namen gerecht. Fehler beim Editor und in anderen Tools in Visual Studio [7] waren und sind immer noch an der Tagesordnung (siehe auch Abbildung 5). Mit der 2017er-Version kamen .NET Core, das 2016 zugekaufte Xamarin, Docker und die EditorConfig-Dateien erstmals ins Produkt. Visual Studio 2017 war die letzte Version, mit der man noch für Microsofts Mobilgeräte entwickeln konnte.

In Visual Studio 2019 hat Microsoft einen neuen Startdialog eingeführt, der Entwicklern das Warten auf das Laden der ganzen Shell erspart, um Projekte zu öffnen. Mit dem Dialog zum Anlegen neuer Projekte hat Microsoft viel experimentiert, da dieser durch die vielen verschiedenen Projektvorlagen unübersichtlich geworden war. Wirklich effizient ist die heutige Lösung aber nicht.

Abstürze von Visual Studio 2019

Eine Sammlung von Abstürzen von Visual Studio 2019 (Abb. 5).

Das am 8. November 2021 veröffentlichte Visual Studio 2022 ist die erste 64-Bit-Version der Shell [8]. Das machte die IDE bei großen Projekten zwar schneller, aber auch speicherhungriger und zunächst deutlich absturzanfälliger. Nach einige Updates kommt Visual Studio zwar langsam wieder in die Spur, aber es fehlen immer noch manche Erweiterungen, denn alle 32-Bit-Add-ons müssen neu kompiliert und ausgeliefert werden.

Hilfreich ist aber die von IntelliSense zu IntelliCode erweiterte Eingabeunterstützung, die nun ganze Codezeilen vorschlägt und dabei von öffentlichem Code auf GitHub und dem Entwicklerverhalten lernt.

Mit Visual Studio Code (VS Code), das unter Federführung des 2011 von IBM zu Microsoft übergelaufenen Erich Gamma in Zürich entwickelt wird, und Visual Studio for Mac, hervorgegangen aus dem aufgekauften Xamarin Studio, hat Visual Studio inzwischen zwei hausinterne Konkurrenten. Während Visual Studio for Mac aber ein Nischendasein führt, etabliert sich VS Code in der Entwicklerwelt auch über die Microsoft-Anhängerschaft hinaus und ist insbesondere bei Webentwicklern zum Standard im Markt emporgestiegen (siehe Abbildung 6).

Stack Overflow: Die beliebtesten IDEs

Visual Studio Code steht bei der Jahresumfrage von Stack Overflow in der Liste der beliebtesten IDEs deutlich vor Visual Studio (Abb. 6).

(Bild: Stack Overflow [9])

Dabei haben VS Code und Visual Studio technisch kaum etwas gemein, außer der Nutzbarkeit von EditorConfig-Dateien. Während das große Visual Studio in C++ mit MFC und C# mit WPF-Oberfläche implementiert ist (und daher nur auf Windows läuft), ist Visual Studio Code eine Cross-Plattform-App auf Basis von TypeScript, HTML und Electron. Auch bei den Erweiterungsmöglichkeiten führt Visual Studio Code mit 34.709 verfügbaren Add-ons deutlich vor Visual Studio mit 11.835 Einträgen im Marketplace [10].

Dennoch ist nicht zu befürchten, dass Microsoft das große Visual Studio einstellen wird, denn gerade für die Entwicklung von Desktopanwendungen fehlt es dem kleinen Bruder an grafischen WYSIWYG-Designern.

Dr. Holger Schwichtenberg
ist Chief Technology Expert bei der Softwareschmiede MAXIMAGO und Trainer bei www.IT-Visions.de [11]. Er programmiert nicht nur mit Visual Studio seit der allerersten Version, sondern hat in den 25 Jahren auch mehr als 80 Fachbücher für Entwickler veröffentlicht.


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-6592596

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/hintergrund/20-Geburtstag-Die-Entwicklungsplattform-NET-ist-dem-Teenageralter-entwachsen-6474738.html
[2] https://visualstudio.microsoft.com/vs-25th-anniversary/
[3] https://news.microsoft.com/1997/01/28/microsoft-announces-visual-studio-97-a-comprehensive-suite-of-microsoft-visual-development-tools/
[4] https://www.heise.de/hintergrund/20-Geburtstag-Die-Entwicklungsplattform-NET-ist-dem-Teenageralter-entwachsen-6474738.html
[5] https://marketplace.visualstudio.com/
[6] https://docs.microsoft.com/en-us/previous-versions/visualstudio/visual-studio-2015/ide/adding-visual-studio-editor-support-for-other-languages
[7] https://www.heise.de/developer/artikel/Bugparade-fuer-Visual-Studio-2015-2835980.html
[8] https://www.heise.de/news/Visual-Studio-2022-laeuft-nun-mit-64-Bit-6260591.html
[9] https://insights.stackoverflow.com/survey/2021
[10] https://marketplace.visualstudio.com/
[11] http://www.it-visions.de/
[12] mailto:mai@heise.de

Adblock test (Why?)


Entwicklungsumgebung: Visual Studio feiert 25. Geburtstag - heise online
Read More

No comments:

Post a Comment

Google: Pixel 8 Pro funktioniert nach Update als Fieberthermometer - Golem.de - Golem.de

Nach erfolgter Zulassung darf der Temperatursensor des Pixel 8 Pro ab sofort auch zum Fiebermessen bei Menschen verwendet werden. Rec...